EUR 12,95
US $ 15,00
GB £ 11,95
184 pages
Date of Publication: 05/2013 (first edition 09/2011)
ISBN 978-3-943324-95-2

Bestellung

 

Also available in the following languages:

Franz Thaler

Unforgotten

A Memoir of Dachau

Translated from German into English by Paul Crichton and Christl Kiener 

In this short and gripping memoir Franz Thaler describes his experience of unimaginable suffering at the hands of the Nazis. His father voted to let his family remain Italian citizens and not to become citizens of the German Reich. Franz Thaler, just a young man of nineteen, decided not to serve as a soldier in Hitler‘s army, and fled to the mountains. When his family was threatened by the Nazis with reprisals, he handed himself in, was arrested, put on trial and sent to the concentration camp in Dachau.
When the American soldiers arrived in Dachau at the end of the war, he and some of his surviving inmates were not set free but remained prisoners. They were transported with others to a camp in France and forced to march during the final stage of the journey. There they were at last set free and allowed to return home.

Franz Thaler describes all these appalling events with insight, clarity and passion, but also with a quite remarkable humanity and an astonishing lack of bitterness.


Unvergessen – the Opera

Enguerrand-Friedrich Lühl
Singspiel en trois actes
D'après l'oeuvre autobiographique de Franz Thaler

Livret: Enguerrand-Friedrich Lühl
Mise en scène & direction musicale: Richard Sigmund

Création le 8 janvier 2004 à Bolzano dans le Walther-Haus

Première acte
Deuxième acte
Toisième acte

Weitere Informationen

Bozen: Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Franz Thaler am 9. März 2010

 

Damit wolle die Stadt Bozen Thaler für sein engagiertes Leben und sein Wirken für den Frieden Anerkennung erweisen, schreibt die Gemeinde in einer Aussendung.

Die Verleihung erfolgt nach einem Beschluss des Gemeinderats vom 18. Februar, „als Zeichen der Anerkennung und Dankbarkeit der gesamten Stadtgemeinschaft für seinen beispielhaften Edelmut und für seinen Einsatz für den Frieden, womit er ein immerwährendes Vorbild für die Stadt Bozen sein wird", wie auf der Ehrenbürgerschafts-Urkunde vermerkt sein wird.

Franz Thaler, wurde am 6. März 1925 in Reinswald im Sarntal, geboren, wo er heute noch lebt. Er stellt das historische Gedächtnis des Südtiroler Widerstands gegen den Nationalsozialismus dar. Als 18-Jähriger verweigerte er den Fronteinsatz und flüchtete. Als seiner Familie die Sippenhaft angedroht wurde, stellte sich jedoch. Thaler wurde von einem Kriegsgericht zu zehn Jahren KZ verurteilt.

Im Dezember 1944 kam er ins Konzentrationslager Dachau und wurde noch im selben Monat nach Hersbruck (ein Außenlager des KZ Flossenbürg) verlegt. Dort musste er fortan im Bautrupp arbeiten. Am 29. April 1945 wurde das KZ von amerikanischen Truppen befreit.

Franz Thaler wurde in einem französischen Gefangenenlager inhaftiert. Als er im August 1945 zurück in die Heimat kam, wog er nur noch 30 Kilogramm.

Franz Thaler begann bald seine Erinnerungen aufzuschreiben, die 1989 in Buchform („Unvergessen") erschienen.

Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Federkielsticker im Sarntal.
Mehr Information

 

 

Bozen: Ehrung von Franz Thaler zur Politischen Persönlichkeit des Jahres 2012 am 3. Mai 2013


Günther Pallaver

Laudatio für Franz Thaler

Lieber Franz Thaler, meine sehr geehrten Damen und Herren,

die Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft/la Società di Scienza Politica dell’Alto Adige/Sozietà de scienza pulitica de Sudtirol hat Herrn Franz Thaler zur Persönlichkeit des Jahres 2012 gewählt. Es gibt eine Reihe von Gründen für diese unsere Entscheidung, aber alle diese Gründe fließen zusammen in einer gesellschaftlichen Tugend, die Franz Thaler zeit seines Lebens vorgelebt hat und die im weitesten Sinne des Wortes zutiefst politisch ist, nämlich die Tugend der Zivilcourage. 

Allgemein kommt Zivilcourage in bestimmten Situationen vor, wenn der subjektive Wert- oder Gerechtigkeitssinn einer Person verletzt wird. Das Empfinden einer Verletzung von Gerechtigkeit ruft einen Dissens mit jenen hervor, die einen solchen Gerechtigkeitssinn nicht haben, diesen bewusst leugnen oder denen der Mut fehlt, gegen die empfundene Ungerechtigkeit aufzutreten. Ein durch den Gerechtigkeitssinn hervorgerufener Dissens verursacht einen starken Handlungsdruck, der im öffentlichen Diskurs wie ein Mühlstein das Private belastet. 

Mit dem Sinn für Gerechtigkeit ist Franz Thaler schon sehr früh konfrontiert worden, als seine Familie 1939 zwischen „gehen“ oder „bleiben“ entscheiden musste und sich gegen den massiven Handlungsdruck gegen den Auszug aus der Heimat aussprach. Die Diskriminierung durch die eigenen Mitbürger, die anders entschieden hatten, wog schwer. Aber noch weit schwerer wog die Diskriminierung durch die reichsdeutschen Nationalsozialisten ab 1943, kräftig unterstützt durch die Nationalsozialisten vor Ort, als Franz Thaler gezwungen werden sollte, in die Deutsche Wehrmacht einzutreten. Franz Thaler sagte Nein zur Wehrmacht und dadurch Nein zum Hakenkreuz. 

Zivilcourage hat immer mit einem Machtungleichgewicht zu tun. Im Nachteil des Machtungleichgewichts befindet sich jene Person, die den Mut zum Handeln gegen das Unrecht aufbringt und sich trotz eines Anpassungsdrucks nicht unterordnet, mit allen Konsequenzen, die damit verbunden sind. Auch weil zivilcouragiertes Handeln mit Risiken verbunden ist, mit unsicherem, oft sogar mit sehr unsicherem Ausgang. Franz Thaler war diesem Machtungleichgewicht machtlos ausgesetzt. Die perfid eingesetzte Sippenhaftung hat ihn in die Hölle des Konzentrationslagers Dachau geführt. 

Zivilcourage speist sich in erster Linie durch ideelle Werte, durch nicht-materielle Handlungsgründe. Und weil Zivilcourage auf nicht-materiellen Motiven beruht, beruht solches aktives und sichtbares Handeln auf Freiwilligkeit und orientiert sich an humanen Prinzipien. Der Einsatz gegen Unrecht bedeutet, für die legitimen Grundrechte anderer Menschen einzutreten genauso wie für die eigenen Grundrechte, deren Grundlage vor allem Humanität und Toleranz sind. Es geht im engsten Sinne des Wortes immer um die Würde des Menschen, um die Gleichheit und Freiheit der einzelnen Person wie der Gesellschaft.

Die ideellen Werte, von denen Franz Thaler damals geleitet wurde, die Auflehnung gegen das Unrecht und gegen die Unmenschlichkeit, ist wohl nur vor dem Hintergrund eines Lernprozesses, eines Sozialisationsprozesses zu verstehen, der das Auge geschult, das Herz hat empfänglich werden lassen für Gerechtigkeit und Wahrheit. Franz Thaler muss in seiner Familie und in seinem familiären Umkreis einen genuin nachvollziehbaren Wertekanon der Humanität vermittelt bekommen haben, der ihm ein solides Fundament im zwischenmenschlichen Umgang vermittelt hat, andernfalls lässt sich sein Verhalten in einer solch extremen Situation nur schwer nachvollziehen. Und wenn der deutsche Bundespräsident Roman Herzog 1997 gemeint hat, „Das meiste Unrecht beginnt im Kleinen - und da lässt es sich mit Mut und Zivilcourage noch bekämpfen", so hat es Franz Thaler nicht beim „Kleinen“ belassen, das man „gerade noch“ bekämpfen kann, sondern hat sich dem „Großen“ widersetzt. 

Wer Zivilcourage an den Tag legt, wer gegen die Verletzung der Menschenwürde aufsteht, übernimmt Verantwortung für sich und für andere, ohne auf potentielle Erfolgsabsichten zu schauen. Wer sozialen Mut aufbringt, bringt diesen unabhängig von den Folgen auf. 

Zivilcourage, das ist der Mut des Einzelnen zu einem eigenen Urteil (Le Gall). In dem Moment, wo der Einzelne diesen Mut aufbringt, macht er den Schritt vom Untertan zum selbstbestimmten Menschen. 

Franz Thaler hat sich nach den Qualen des Konzentrationslagers nicht entmutigt, sondern diesen  Mut auch nach 1945 aufgebracht, als der Alltag die Vergangenheit zu verschleiern drohte, Schritt für Schritt, Jahr um Jahr. Während gleich nach Kriegsende die vielen dunklen Flecken der Südtiroler Vergangenheit der Logik der Einheit geopfert und die Rollen zwischen Tätern und Opfern schon bald wieder getauscht wurden, hat Franz Thaler Zeugnis abgelegt über das Unrecht, sind er und einige wenige andere gegen den Strom der Zeit geschwommen. Der gesellschaftliche Druck nahm schon bald wieder zu, damit das Sprechen mit dem Schweigen ausgetauscht würde. 

Zivilcourage bedeutet aber nicht nur, sich allein mit dem Wort gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr zu setzen. Franz Thaler hat gesprochen, leise, aber dermaßen eindringlich, dass er die Mauer des Schweigens zum Einsturz gebracht hat. Mit seinem Buch: Unvergessen. Option, KZ-Dachau, Kriegsgefangenschaft, Heimkehr. Ein Sarner erzählt“, hat er die Kultur der Erinnerung nachhaltig beeinflusst. Zugleich hat er die Erinnerungskultur in Südtirol wie kein anderer gelebt. Wer Ziele aufzeigt, tritt aus der Anonymität der Gesellschaft heraus. Dadurch hat Franz Thaler all jenen eine Stimme gegeben, denen über Jahrzehnte nicht nur die Stimme, sondern oft auch das Gesicht, die Identität der Geknechteten genommen worden war. 

Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Toleranz, soziale Verantwortung, Frieden- und Völkerverständigung, Franz Thaler hat für die demokratische Kultur dieses Landes einen Beitrag geleistet, den wir heute noch gar nicht abschätzen können. 

Franz Thaler behauptet von sich:“Ich bin nur ein kleiner Mensch”. Wenn alle „kleinen“ Menschen die Größe eines Franz Thaler hätten, wäre unsere Gesellschaft ein bisschen gerechter und menschenwürdiger.

Franz Thaler steht stellvertretend für all jene, die wie er Zivilcourage gelebt haben, wie die hier anwesenden Erich Pichler und Franz Breitenberger. 

Die Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft/Società di Scienza Politica dell’Alto Adige/Sozietà de scienza pulitica de Sudtirol ehrt heute Franz Thaler, weil er wie kaum ein anderer die Geschichte des aufrechten Ganges einer Minderheit in der Minderheit in diesem Lande symbolisiert.


Begründung der Jury: 

Die Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft/Società di Scienza Politica dell’Alto Adige/Sozietà de scienza pulitica de Sudtirol hat Franz Thaler zur Persönlichkeit des Jahres 2012 gewählt. Franz Thaler hat zeit seines Lebens eine zivilgesellschaftliche Tugend an den Tag gelegt, die im weitesten Sinne des Wortes zutiefst politisch ist: Zivilcourage.

Symbol der Dableiber: Franz Thalers aufrechter Gang begann 1939, als sich seine

Fami lie im Jahre 1939 gegen die Auswanderung ins Deutsche Reich und fürs Dableiben entschied. Es war eine von religiösen Gründen getragene Entscheidung gegen den Nationalsozialismus. Franz Thaler steht für jene kleine Minderheit der Südtiroler, die eine dreifache Diskriminierung erfuhren: durch die faschistische Unterdrückungspolitik, durch die reichsdeutsche NS-Verfolgung sowie durch die Diskriminierung und Verfolgung einheimischer Nationalsozialisten.

Symbol der Deserteure: 1944 weigerte sich Franz Thaler, als Dableiber dem Einberufungsbefehl zur Deutschen Wehrmacht Folge zu leisten. Die Folge war seine Verhaftung, die Einlieferung ins Konzentrationslager Dachau, Mühsal, Elend, Schrecken und Todesgefahr. Auch wenn es keine Desertion war, weil man nicht von einem Heer desertieren kann, dem man staatsrechtlich nicht angehört, kann Franz Thaler als Symbol für alle Deserteure angesehen werden, die sich einem Unrechtsstaat widersetzen. Pflichterfüllung einem verbrecherischen Regime gegenüber gibt es nicht. Ihre ethische Pflicht haben jene erfüllt, die sich dem Regime verweigert haben, wie Franz Thaler.

Symbol des Widerstandes: Franz Thalers Nein zum Hakenkreuz bei der Option und seine Weigerung, in den militärischen Dienst eines Unrechtsstaates zu treten, machen ihn zum Symbol des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Die Zahl jener, die in Südtirol diesen Mut aufgebracht haben, war gering. Thaler besaß die menschliche Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden und zu sehen, wo elementarste Menschenrechte verletzt wurden. Widerstand bedeutete für ihn, einen gegen den Nationalsozialismus bewussten Akt der Verweigerung zu setzen, unabhängig von der Gefahr für das eigene Leben.

Symbol wider das Vergessen: Franz Thaler hat aus einer zivilgesellschaftlichen Verpflichtung heraus zeit seines Lebens öffentlich Zeugnis abgelegt von seiner Ablehnung des Nationalsozialismus. Mit der Veröffentlichung seiner Erinnerungen 1988 hat er entscheidend dazu beigetragen, ein lang andauerndes Schweigen über den Nationalsozialismus in Südtirol zu brechen und Südtirols Vergangenheit aufzuarbeiten, insbesondere weil er dem ethnisch verengten Blick auf die Südtiroler Geschichte eine menschliche Alternative entgegenstellte. Franz Thaler hat dadurch im weitesten Sinne politische Bildung betrieben.

Symbol der Verzeihung: Franz Thalers menschliche Größe zeigte sich nach seiner

Rückkehr aus dem Konzentrationslager. Er hat seine mit dem Tod in Verbindung gebrachten Lebensabschnitte nie vergessen, auch nicht jene, die ihn nach Dachau gebracht haben. Trotz des erlittenen Unrechts hat Franz Thaler allen die Hand zur Versöhnung gereicht. Er hat verziehen, aber er hat nicht vergessen.

Symbol der Völkerverständigung: Franz Thaler hat einen wertvollen Beitrag zur Verständigung unter den Sprachgruppen in Südtirol geleistet, einen Beitrag zum Abbau von gegenseitigen Vorurteilen und dadurch zur Befriedung von ethnischen Auseinandersetzungen. Seine Botschaft der Verständigung genießt kraft seiner Authentizität, Offenheit und Integrität vor allem unter Jugendlichen aller Sprachgruppen eine hohe Glaubwürdigkeit. 

Aus all diesen Gründen und insgesamt wegen seiner lebenslangen, öffentlich bezeugten Zivilcourage ist Franz Thaler zur Persönlichkeit des Jahres 2012 gewählt worden.

Bozen Altes Rathaus, 03.05.2013

 

FRANCESCO C O M I N A  “ I C H B I N NUR E I N K L E I NER M E NSCH"  

POLITIKA 13 | POLITISCHE PERSÖNLICHKEIT DES JAHRES | PERSONAGGIO POLITICO DELL’ANNO

 

 

To top