Leseprobe_Tittel_Anatomie_lowres - page 23

12.1 Hüftgelenk
(Art. coxae)
199
12
Hüftgelenks
pfanne
(Acetabulum)
kommenden Ober-
schenkelkopfbandes
(Lig.
capitis femoris)
trägt. Die
Verbindung des Schenkelkopfs mit dem Schaft erfolgt
über den von vorn nach hinten abgeplatteten Schenkel-
hals
(Collum femoris)
. Dessen Achse bildet mit der des
Schenkelbeinschafts einen nach medial offenen Winkel
(Kollum-Korpus-Winkel = Schenkelhalswinkel) von
durchschnittlich 128°.
Der Bau des Schenkelbeins im Bereich des Schenkelhal-
ses, den wir bereits imKapitel der allgemeinen Knochen-
lehre kennengelernt haben (Abb. 4.6), ist sehr rationell,
da nur dort Spongiosasubstanz verwendet wird, wo die
Zug- und Drucklinien entsprechend der Belastungen
verlaufen, wobei die Zugtrabekel besonders kräftig aus-
geformt sind, um der sehr großen BiegebelastungWider-
stand leisten zu können. Somit ähnelt die innere Struktur
des proximalen Femurendes sehr der Konstruktion eines
Schiffskrans. Ändert sich einmal durch den Ausfall der
Druck- oder Zugkomponente (wie beispielsweise nach
einer Lähmung der die Abspreizung des Beines verrich-
tenden Muskeln) die Verlaufsrichtung der Trajektorien,
dann erfährt auch der Schenkelhalswinkel eine mehr
oder weniger starke Abweichung von der Norm. Er
vergrößert
sich beim angeführten Beispiel – wie auch
beim Säugling und Kleinkind (wo er 145–150° beträgt)
– infolge der steileren Stellung des Schenkelhalses. Ist
jedoch die Hüft- und Oberschenkelmuskulatur, wie
man sie beim ausgesprochen athletischen Typ antrifft,
kräftig entwickelt, dann gestaltet die Funktionskraft der
Muskulatur die Winkelgröße, das heißt sie prägt einen
verkleinerten
Hals-Schaft-Winkel aus.
K
linik
 In diesem Zusammenhang sind auch Hüftfehlbildungen
(„Hüftdysplasien“), wie die
Coxa valga
(Steilhüfte, Winkel über 128°),
Coxa vara
(Flachhüfte, Winkel unter 128°) zu erwähnen. Sie führen
zu einem erhöhten Belastungsdruck, der bei der Coxa valga beim
Gehen das bis zu 20-Fache der normalen Belastung (d. h. 2206 N/
cm
2
gegenüber 177 N/cm
2
) ausmacht. Bei einer Coxa vara (Winkel
90–95°) tritt eine 3–4-fach erhöhte Belastung auf.
Am Übergang des Schenkelhalses in den Schaft
findet
man mehrere sehr massive Knochenvorsprünge und star-
ke knöcherne Leisten, die durch den Ansatz und die stän-
dige Zugwirkung starker großer Muskeln bedingt wer-
den. Unter diesen verdient zunächst der durch den mas-
siven Zug des mittleren und kleinen Gesäßmuskels
(M.
gluteus medius et minimus)
entstandene, den Schenkelhals
nach oben und hinten überragende
große Rollhügel
(Trochanter major)
der Erwähnung, der unter der Haut
der Hüftgegend deutlich zu tasten ist und einen mar-
kanten Punkt für Körperbaumessungen darstellt. Diesem
lateral gelegenen Knochenvorsprung entspricht an der
dorso-medialen Begrenzung des Schaft-Hals-Bereichs der
nicht tastbare
kleine Rollhügel
(Trochanter minor)
, an
dem die kräftige Sehne des Lenden-Darmbein-Muskels
(M. iliopsoas)
endet. Beide Rollhügel werden vorn durch
eine raue Knochenlinie
(Linea intertrochanterica)
, an der
Abb. 12.2
 Rechtes Schenkelbein
(Femur dextrum)
.
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