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Rumpf
(Truncus)
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Rumpf nach vorn
(Ventralflexion),
dann versucht seine
Schwere, ihn noch weiter zu beugen. Die zumeist kurz-
faserig aufgebauten und einen hohen physiologischen
Querschnitt aufweisenden tiefen Rückenmuskeln und
die kräftige, große Gesäßmuskulatur erfahren dabei eine
nicht unbeträchtliche Erhöhung ihrer Spannung. Diese
entscheidet darüber, inwieweit der Oberkörper in der
vorgebeugten Stellung gehalten oder bei Nachlassen noch
tiefer gebeugt werden kann. Für diesen „Kampf“ der
angeführtenMuskeln gegen die Schwerkraft des Körpers
sprechen beim „Rumpf-vorwärts-Beugen“ die beiderseits
der Lendenwirbelsäule deutlich hervortretendenMuskel-
wülste! „Die Vorwärtsbeugung des Achsenskelettes ist“,
wie sich Hoepke ausdrückt, „dreifach gestuft“:
•• Einmal werden Brustkorb und Schultergürtel ein-
schließlich der oberen Gliedmaßen durch die Kraft
der geraden und schrägen Bauchmuskulatur herunter-
bzw. nach vorn gezogen.
•• Zum anderen wird – und das trifft in erster Linie
auf den Lendenabschnitt und das Becken zu – dieser
Teil vom starken Lenden-Darmbein-Muskel gebeugt.
•• Und schließlich regulieren die tiefen Rückenmuskeln
mit der Gesäßmuskulatur auf Grund ihrer überaus va-
riierbaren Spannung das „Rumpf-vorwärts-Beugen“.
Die
kräftigsten Muskelmassen
hierfür finden sich
im
Bereich der Lenden- undHalswirbelsäule
, deren Kraft
die lordotischen Ausbuchtungen dieser Abschnitte si-
chert, während für die Aufrechterhaltung des labilen
Körpergleichgewichts beim Stehen und Gehen das untere
Drittel der Brust- sowie die gesamte Lendenwirbelsäule
verantwortlich sind (Abb. 10.37).
Auch bei der
Rückwärts- und Seitwärtsbeugung
des
Rumpfes
(
Dorsal-
bzw.
Lateralflexion
) kann man feststel-
len, dass nach der Einleitung der Bewegung durch reine
Muskelkontraktion diese durch die Schwere des Ober-
körpers weitergeführt wird. Kräftige Muskelzüge – bei
der Überstreckung die nachgebenden Muskeln der vor-
deren Körperwand, bei Seitwärtsneigung die Muskulatur
der konvexen Körperhälfte – arbeiten dieser Schwerkraft
entgegen, indem sie die genannten Bewegungen regulie-
ren und extreme Bewegungsausschläge bremsen.
Diese Wechselbeziehungen zwischen der Spannung der
Muskulatur einerseits und der Schwerkraft andererseits
lassen aufs Neue erkennen, dass
jede Bewegung niemals
ein isoliertes Geschehen
darstellt, sondern vielmehr
stets nur als
Ausdruck einer Gesamtkörperleistung
zu werten ist, an der besonders die Rumpfmuskulatur
beteiligt ist!
Abb. 10.37
Beuger und Strecker der Wirbelsäule.
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