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Herz- und Kreislaufsystem
(Systema cardiovasculare)
15
Das jetzt wiederum sauerstoffreiche
(„arterialisierte“)
Blut gelangt auf kürzestem Wege (über die Lungenve-
nen) wieder zum linken Vorhof
(Atrium cordis sinistrum)
zurück, womit auch der Lungenkreislauf beendet ist, so
dass der Umlauf des Blutes durch die
beiden hinter-
einandergeschalteten Teile
eines an sich gemeinsamen
Kreislaufs aufs Neue beginnen kann.
E
xkurs
 Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, dass sich
die Namensgebung der einzelnen Blutgefäße nicht aus der physiolo-
gischen Beschaffenheit (demO
2
-Gehalt) des Blutes, sondern vielmehr
aus der Strömungsrichtung desselben ergibt. Wir werden in einemder
nächsten Abschnitte von der Lungenarterie
(A. pulmonalis)
sprechen,
obwohl sie was sonst an einer Arterie in unseremOrganismus nicht zu
beobachten ist verbrauchtes, venöses Blut enthält:
• Alle Blutgefäße, die vom Herzen wegführen, bezeichnet man als
Arterien, und das trifft auch für die soeben erwähnte Lungenarterie
zu,
• während die zum Herzen hinverlaufenden Gefäße den Ausdruck
Venen erhalten haben, zu denen auch die Lungenvenen
(Vv. pul-
monales)
gehören, obwohl diese
arterialisiertes
Blut führen.
15.1.2 Pfortadersystem
Neben den zwei bisher kennengelernten Kreisläufen
besteht bei jedem Menschen noch das sog. Pfortader-
system, das eine Sonderstellung einnimmt. Nachdem
die kleineren
Schlagadern
(Arteriolen)
und
Haargefäße
(Kapillaren)
im Bereich des Magen-Darm-Kanals, der
Milz und Bauchspeicheldrüse Sauerstoff und Nährstoffe
herangetragen und zugleich Endprodukte der Stoffwech-
selprozesse in sich aufgenommen haben, ziehen die dün-
nen Venen nicht sofort zu dem großen Sammelgefäß, der
unterenHohlvene
(V. cava inferior),
die das verbrauchte
Blut der rechten Herzhälfte zuleitet, sondern vereinigen
sich zunächst zu einer größeren Vene, der
Pfortader
(V.
portae),
die zur Leber zieht. Sie spaltet sich hier wieder-
um in unzählig viele Kapillaren auf, die die Leberzellen
umfließen und dabei im Darm aufgenommene Amino-
säuren und Kohlenhydrate abgeben und in den Zellen
speichern und zum anderen Stoffwechselendprodukte
aus dem Leberstoffwechsel aufnehmen. Erst jetzt – zwei-
fach schwer beladen – sammeln sich die Kapillaren aus
dem Leberparenchym zu den
Lebervenen
(Vv. hepa-
ticae),
die direkt in die untere Hohlvene einmünden.
Die im Darm aufgenommenen Fette werden über den
Lymphweg abtransportiert (
Milchbrustgang, Kap. 18.1
und Abb. 18.1).
E
xkurs
 Einen ganz anderen Weg nimmt das Blut beim Fetus im
Mutterleib. Der Stoffaustausch zwischen Mutter und Fetus findet über
die scheibenförmige, 350–700 g schwere
Placenta
(„Mutterkuchen“)
und über die 50 cm lange Nabelschnur (mit ihren Blutgefäßen) statt.
Abb. 15.1 
Schematische Darstellung der Blutkreisläufe (die Pfeile geben jeweils die Richtung der Blutströme an).
Milchbrustgang
(Ductus thoracicus)
Lungenvenen
(Vv. pulmonales)
linker Vorhof
(Atrium sinistrum)
linke Kammer
(Ventriculus sinister)
rechte Kammer
(Ventriculus dexter)
rechter Vorhof
(Atrium dextrum)
große Körperschlagader
(Aorta)
Arterien für Arm, Hals und Kopf
(A. brachialis, A. carotis communis)
mit Ästen
Magenarterien
(A. gastrica sinistra et dextra)
Leberarterie
(A. hepatica propria)
Milzarterie
(A. lienalis)
Darmarterien
(A. mesenterica superior et inferior)
Pfortader
(V. portae)
Lebervenen
(Vv. hepaticae)
untere Hohlvene
(V. cava inferior)
Lungenarterie
(A. pulmonalis)
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